Pedale gegen Profite – eine Fahrraddemo

Tempelhof-Schöneberg ist gelb und lila

Rückblick auf die Fahrraddemo „Pedale gegen Profite“
Von Kiezpalaver und Deutsche Wohnen & Co enteignen

Vor gut zwei Jahren, im September 2021, haben 54,5% der Tempelhof-Schöneberger Bürger*innen für den Volksentscheid „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ gestimmt. Dass die Berliner*innen wütend über die verschleppte Umsetzung der Vergesellschaftung sind, zeigte sich vor gut einem Jahr, am Samstag, 15. Oktober 2022. Unter dem Motto „Pedale statt Profite“ radelten ca. 300 Menschen von jung bis alt durch die Straßen von Tempelhof-Schöneberg fuhren, um zu zeigen, dass sie nicht aufhören werden zu kämpfen, bis der Volksentscheid umgesetzt ist.   

Mit gelb-lila Fahnen und einem abwechslungsreichen Mix von Musik und verschiedenen Wortbeiträgen präsentierte sich die Initiative als die freundliche Enteignerin aus der Nachbarschaft. Dabei ging es nicht nur um den Volksentscheid, sondern generell um Projekte, die sich für ein lebenswertes Tempelhof-Schöneberg einsetzen.     


Start der Demo an der Kumi*13

So startete die Demonstration an der Kumi*13. Dort ist es gelungen ein selbstverwaltetes Mietshaus in Form von Gemeingut zu erschaffen. Dieses Gründerzeithaus ist Teil des Mietshäuser-Syndikats, das Selbstverwalten in einem Verbund von Projekten in Deutschland organisiert. Die gut gelaunte Abfahrt der „Pedale gegen Profite – Demo“ sind auf dem Kumi-Blog mit einem Bericht und einem Video zu finden.


Weiter ging es dann auf den Fahrrädern entlang der Potsdamer Straße. Dort informierte das Potse&Drugstore-Kollektiv über den aktuellen Stand ihrer Situation und die Nachbarschaftsinitiative Friedenau stellte sich in Form von Audio-Beiträgen vor. Das Potse&Drugstore-Kollektiv praktiziert seit den 80er-Jahren selbstorganisierte Jugendarbeit. Aus ihrem Domizil in der Potsdamer Straße wurden sie jedoch vor mehr als drei Jahren verdrängt und werden seither mit Versprechungen hingehalten. Damit geht wertvoller Freiraum für Jugendliche in Berlin verloren.


Der Beitrag von Potse Drugstore

„Wir sind die Kollektive der ältesten selbstverwalteten Jugendzentren Berlins, Drugstore und Potse! Ein solidarisches Hallo an alle, die heute hier mit uns auf der Straße sind!

Fast 50 Jahre lang haben Jugendlichen sich hier in Schöneberg einen antifaschistischen Freiraum geschaffen, in dem sie sich abseits von Elternhaus, Erzieher*innen und gesellschaftlichen Zwängen frei entfalten konnten. Das Angebot unserer Jugendzentren war so unterschiedlich, wie die Leute selbst: Von kreativen Werkstätten über Selbstorganisation in Polit-Gruppen bis hin zu Bandproben und Konzertveranstaltungen. Zwei Freiräume wie sie Schöneberg, und auch ganz Berlin, nötiger denn je braucht.

Doch seit vielen Jahren müssen wir mit ansehen, wie die Gentrifizierung hier in Tempelhof- Schöneberg mit rasenden Schritten voranschreitet. Auch vor unserem Zuhause, den seit 1972 von uns belebten Jugendzentren in der Potsdamerstraße 180, hat diese Welle der Verdrängung keinen Halt gemacht. Erst musste das Drugstore Kollektiv am 31.12.2018 nach 46 Jahre die Räume im zweiten OG verlassen, im September 2021 nach fast tausend Tagen Besetzung musste dann schließlich auch das Potse Kollektiv ihre Räume aufgeben.

Seit 2019 ist das Drugstore nun dazu gezwungen im Exil tätig zu sein, unsere gesamte Einrichtung in Lagern am Rande der Stadt verstaut.
Die versprochenen Räume in der Potsdamerstr. 134, sollten für ausschließlich leise Nutzung schon 2019 von uns bezogen werden. Doch die GEWOBAG, ein Landeseigenes Unternehmen, verschleppte die Schadstoff-Sanierung über die letzten drei Jahre und der Bezirk zahlte munter weiter die Miete, ohne dass die Räume genutzt werden konnten. Seit wann hat der Bezirk so viel Geld zu verschenken? Und wieder konnte in diesen Räumen keine selbstverwaltete Jugendarbeit stattfinden, bis heute!
Die Verträge für die Räume wurden übrigens Ende 2018 über eine Laufzeit von 5 Jahren vereinbart, 4 davon sind bereits fast verstrichen.
Das Drugstore hat im Juli dieses Jahres Räume für laute Nutzung bezogen, jedoch sind diese in Lichtenberg.
Der Potse erging es nicht viel besser. Seit 2019 hielt das Potse Kollektiv die Räume in der Potsdamerstr.180 in fortgeführter Nutzung, mit dem Ziel für beide Kollektive adäquate Ersatzräume einzufordern. Doch nachdem der Bezirk massiven Druck ausübte und mit einer Räumung drohte, verließ das Potse-Kollektiv im September 2021 die Räume in der Potsdamerstr. 180 und zog in die Zollgarage auf dem Gelände des ehemaligen Flughafen Tempelhofs. Teil der zähen Umzugsverhandlungen mit dem Bezirk, sowie dem Senat für Stadtentwicklung, war die Zusage einer Lärmschutzsanierung der neuen Räumlichkeiten. Jedoch fand bei den Haushaltsverhandlungen im Mai dieses Jahres die Zollgarage keine Erwähnung und das Potse Kollektiv bekam eine E-Mail, dass es entgegen der Zusage durch den ehemaligen Senator Scheel von der Linkspartei, keine Finanzierung des notwendigen Umbaus geben wird.
Es macht den Anschein, dass es der Regierungspartei nicht um den Erhalt selbstverwalteter Jugendarbeit, sondern schlicht um den Wahlkampf ging.
Auch wenn die räumliche Trennung es den Kollektiven von Potse und Drugstore massiv erschwert ist die Arbeit nicht eingeschlafen! Auch jetzt noch organisieren wir Veranstaltungen und politisieren Jugendliche und junge Erwachsene, um zu sensibilisieren und für ein Miteinander zu kämpfen. Ein Miteinander ohne Diskriminierung und Ausgrenzung, für Anerkennung und Gleichberechtigung, für Chancengleichheit und gegen die Gesamtscheiße!

Also seid laut und kreativ und kämpft gemeinsam gegen Konzerne und Investor*innen die das gemeinsame Leben und Wirken in dieser Stadt zerstören!“

Deutsche Wohnen, Rent24 und Co enteignen!

Foto: Holger Rudolph


Das Geisterhaus in der Stubenrauchstraße

Die Nachbarschaftsinitiative Friedenau engagiert sich gegen Leerstand von Wohnungen und versucht seit sechs Jahren das sogenannte Geisterhaus in der Stubenrauchstraße 69 zu retten.   


Beitrag vom Kiezpalaver zum Thema „Umwandlung“

In der Monumentenstraße gaben betroffene Mieter:innen einen Überblick über die Verdrängung durch Umwandlungen in Schöneberg, wo trotz der Neufassung der Verordnung im Jahr 2021 bis Juni diesen Jahres noch 102 Wohnungen umgewandelt wurden.     

Wir stehen hier vor einem Haus im Milieuschutzgebiet der Schöneberger Insel, welches nach Baugesetzbuch von Mietwohnungen in Wohnungseigentum umgewandelt wurde.

In diesem Fall kam es zur Anwendung des Ausnahmetatbestand Nr. 6, das heisst hier: Der Eigentümer erzwingt die Genehmigung zur Umwandlung indem er sich verpflichtet, die Wohnung innerhalb der ersten 7 Jahre nur an Mieter*innen zu verkaufen.

Dies ist die am häufigsten genutzte Ausnahmeregelung zur Erzielung von Umwandlungs-Genehmigungen in Milieuschutzgebieten.

2020 wurden 20.000 Mietwohnungen in Berlin in Eigentum umgewandelt!

Foto: Holger Rudolph

Wenn eine Mieter*in den Kauf der eigenen Wohnung realisiert, könnte dies tatsächlich Vorteile haben (…). Doch das ist für den aller-größten Teil der Mieter*innen ehrlich gesagt gar keine Option. Denn der Quadratmeterpreis in Berlin Schöneberg liegt aktuell bei 5000€. Ein Beispiel: Der Preis für eine zwei Zimmer Wohnung in einem umgewandelten Haus hier schräg gegenüber liegt bei über einer halben Million Euro.

Für wen ist es denn möglich solch eine Wohnung zu erwerben?

Die Praxis der Umwandlung endet somit oft in Wohnungen, die als Anlage- und nicht als Wohnobjekt genutzt werden. Die Umwandlung in Eigentum birgt jede Menge Gefahren:

  • Entmietung durch fehlende Instandhaltung und „Herausekeln der Mieter*innen
  • der Verkauf einer leeren Wohnung ist wesentlich lukrativer als der Verkauf einer vermieteten Wohnung
  • das Mietshaus kann nicht mehr von der Kommune gekauft werden
  • die Mieter*innen werden von Kündigungen durch Eigenbedarf bedroht

Mieterinnen werden somit in massive Unsicherheit versetzt und oft aus ihrem langjährigen Lebensmittelpunkt verdrängt.

Dass die soziale Verdrängung vor allem Geringverdienende und Rentner*innen betrifft, die keine Aussicht auf eine andere Wohnung im Kiez-Umfeld haben, brauche ich an dieser Stelle ja kaum zu erwähnen.

Wir haben eine Umfrage auf der Straße und online gemacht und betroffene Mieter:innen gefragt, welche Konsequenz die Umwandlung in Eigentum einer Wohnung hat. Wir hören eine Auswahl von Stimmen von betroffenen Mieter*innen:

Ch: „Bei einer Wohnungsbesichtigung habe ich einem Interessenten das Informationsblatt des Mietervereins gegeben, darin wird auf die Rechte der Mieter hingewiesen. Darauf habe ich eine Abmahnung und Drohung mit Kündigung von den Anwälten des Hauseigentümers erhalten“

Ju: „Ich kann die Wohnung nicht kaufen, lebe aber schon seit 24 Jahren in der Wohnung; früher oder später werde ich ausziehen müssen, wenn jemand die Wohnung per Eigenbedarf beansprucht, nachdem er sie gekauft hat.“

El: „Vor dem Verkauf werden sie sicherlich versuchen, bei fehlender Instandthaltung zu entmieten. Dann droht der Verkauf an Dritte und die Gefahr der Kündigung durch Eigenbedarf.“

An: „Verkauf der Wohnung, Mieterhöhung, Rausschmiss, Entmietung, also Null Reparatur, um die Mieterinnen zu vergraulen“

Ma: „Ja, dadurch steht für mich ein Umzug an. Ich kann mir die Miete hier nicht mehr leisten, es wird ja doppelt so teuer. Ich hoffe, dass ich woanders was finde, was günstiger ist.“

Foto: Holger Rudolph

Seit einem Jahr werden in Berlin kaum noch Wohnungen umgewandelt. Grund dafür ist die Neufassung der Umwandlungsverordnung des Bundes vom Juni 2021.

Der Senat hat ganz Berlin als Gebiet mit angespanntem Wohnungsmarkt ausgewiesen – für zunächst fünf Jahre. Demnach müssen die Bezirke nur noch dann einer Umwandlung zustimmen, wenn Vermieter:innen nachweisen können, dass mindestens zwei Drittel ihrer Mieter:innen ihre Wohnung selbst kaufen wollen.

Solche Genehmigungen sind um 85% zurückgegangen. Die meisten Bezirke genehmigen keine einzige Umwandlung mehr.

Bis Juni 2022 wurde 153 Wohnungen umgewandelt, davon waren 102 in Tempelhof-Schöneberg.

So konnte durch die Verordnung diese Praxis der Verdrängung zwar erstmal ausgebremst werden. Die Wirksamkeit endet jedoch 2025 und es liegt in der Kompetenz des Bundes, eine Verlängerung zu beschliessen.

Wie es hier im Haus, vor dem wir stehen, weitergeht? Wir wissen es nicht. Einige Mieter:innen sind teilweise bereits ausgezogen und die Anderen leiden unter fehlender Instandhaltung.

Wie sich auch hier zeigt: die Instrumente, mit denen bisher versucht wird, den Wohnungsmarkt sozialverträglich gestalten, sind unzureichend und bieten viel zu viele Lücken – es wird Zeit, dass konkrete Schritte zur Umsetzung des Volksentscheids zur Vergesellschaftung unternommen werden.

Klar ist:

Es liegt an uns die Entwicklungen nicht stillschweigend hinzunehmen, sondern aktiv und sichtbar zu werden! Druck auf der Straße zu erzeugen, den Eigentümer*innen klar zu machen, dass wir in unseren Wohnungen bleiben wollen und weiter für bezahlbaren Wohnraum in Berlin kämpfen!


DWE zu Jan-Marco Luczak und Kevin Kühnert

Liebe Radler*innen!

Schön, dass sich mal wieder so viele von uns zusammentun, um die Wut über die Wohnungspolitik des Senats zum Ausdruck und auf die Straße zu bringen!

Unsere Radtour führt uns heute an den Büros von gleich 2 Weggefährten vorbei, die in ganz besonderer Weise mit unserem Kampf um die Vergesellschaftung verknüpft sind, und die beiden will ich Euch kurz vorstellen:

Zum einen wäre da Jan-Marco Luczak, örtlicher CDU Bundestagsabgeordneter. Also, Jan-Marco Luczak war Direktkandidat im schönen Tempelhof Schöneberg. Der ist dann zwar nicht direkt gewählt worden, aber immerhin ist er direkt verantwortlich dafür, dass hunderttausende Mieter*innen seit über einem Jahr wieder absurd hohe Mieten zahlen müssen! Kaum war der Mietendeckel in Kraft, da stand er auch schon am nächsten morgen auf der Matte vom Verfassungsgericht und hat Klage eingereicht. Das Ergebnis kennen wir, der Deckel wurde gekippt.

Aber man sieht sich immer zweimal im Leben! Und Berlin hat auf diese juristische Schlappe mit einem fulminanten Ergebnis beim Volksentscheid Deutsche Wohnen und Co enteignen geantwortet:

Nämlich mit satten 59,1%!!

So ein Deckel ist ja ganz schön, aber die Berliner*innen wollen jetzt mehr, sie wollen mit ihren Monat für Monat vom schmalen Gehalt abgezwackten Mietzahlungen nicht auch noch den dritten Porsche von so Typen wie Jan-Marco finanzieren. Nein, Sie wollen, dass mit ihren Mieten überhaupt keine Profite mehr gemacht werden!

Natürlich kann man von der CDU nicht viel in der Richtung erwarten. Aber man muss ihnen lassen, dass sie auch überhaupt nicht damit hinterm Berg halten, dass ihnen die Mieter*innen diser Stadt völlig egal sind. Da sind sie wenigstens ein Stück weit ehrlich und das unterscheidet sie von unserem zweiten speziellen Freund, an dessen Büro wir heute vorbeiradeln: Kevin Kühnert von der SPD!

Bei der SPD behauptet man zumindest, unsere Sorgen ernst zu nehmen, auch wenn sie rein gar nichts in der Hand hat, mit dem sie dem Mietenwahnsinn was entgegensetzen könnte.

Es ist schon interessant sich mal anzugucken, mit welchem Slogan die SPD vor einem Jahr in die Wahl gegangen ist:

BAUEN KAUFEN DECKELN. Mit BAUEN KAUFEN DECKELN wollten sie die Mietenkrise lösen. Das Deckeln ist ihnen schon während des Wahlkampfs abhanden gekommen, da hatten Jan-Marco und das Verfassungsgericht was gegen. Die Neubauziele wurden durch Giffey und Geisel schon längst kassiert und werden in Inflationszeiten noch weiter unter Druck geraten.. Außerdem ändert Neubau sowieso nichts an den Mieten von uns allen, die wir schon in einer überteuerten Wohnung leben.

Das Vorkaufsrecht ist dann Anfang diesen Jahres auch noch vor Gericht gekippt worden, sodass vom sozialdemokratischen wohnungspolitischen Dreiklang auch wirklich gar nichts mehr übrig geblieben ist! Es stellt sich eh die Frage, warum man überhaupt Wohnungen zu überzogenen Spekulationspreisen zurückkaufen sollte, die der Staat vorn paar Jahren noch fürn Appel und n Ei verscherbelt hat. Das geht auch günstiger, nämlich mit Enteignung und Vergesellschaftung!

Die SPD steht also wohnungspolitisch völlig blank da und will ne Neuwahl bestehen: Wir lassen sie damit nicht durchkommen!

Und da kommt Kevin Kühnert ins Spiel: Der hat in seiner Zeit als Jusochef viel über neue sozialere Formen des Wirtschaftens philosophiert. Er hat sogar die Vergesellschaftung von BMW gefordert. Als es dann aber in Berlin mal konkret wurde mit dem besseren Leben, hat er sich 3 Tage vor der Wahl öffentlich gegen die Enteignung von Deutsche Wohnen gestellt!

Und kurz danach hat er auch öffentlich gesagt, warum er das gemacht hat: Aus taktischen Gründen! Er wollte nicht, dass Giffey ein gewonnener Volksentscheid ins Nest gelegt wird, der ihr das Regieren erschwert. Das war wenig überraschend. Aber es kann uns auch nützen!

Es hat sich nämlich einiges geändert in der Zwischenzeit: Das mietenpolitische Konzept der SPD ist an Gerichten und der Realität gescheitert, Der Volksentscheid ist haushoch gewonnen, und die Stadtgesellschaft und wir alle hier setzen die Politik ordentlich unter Druck.

Da werden auch Typen mit viel eingebildetem taktischen Gespür bei einer Neuwahl sehr schnell Farbe bekennen müssen auf welcher Seite sie stehen wollen: Denn fürs Achselzucken wird man nicht wiedergewählt und eine Alternative zur Enteignung ist nicht in Sicht! Die taktisch richtige Position ist jetzt an unserer Seite, da braucht man noch nichtmal ein Rückgrat um das einzusehen, ich bin also sogar im Hinblick auf die SPD zuversichtlich!

Also: Seid heute laut und kommt auch zu den anderen Terminen unserer großen Enteignungstournee diesen Winter, gemeinsam zwingen wir auch den letzten Kevin in die Knie und erkämpfen uns die Vergesellschaftung und das Ende des Mietenwahnsinns! Auf gehts!


Initiative Gasometer retten

Nach der Weiterfahrt zum Gasometer wartete bereits die Bürgerinitiative „Gasometer retten“ mit Informationen zur Klage, den der BUND gemeinsam mit der Initiative gegen den Ausbau des Gasometers beim Verwaltungsgericht eingelegt hat. Am Beispiel des Investors Reinhard Müller, der das ehemalige Gaswerk zum „EUREF-Campus“ entwickelt, wird deutlich wie auch auf der Roten Insel Investorenschutz vor Bürgerinneninteressen durchgesetzt wird.     

Link zur Webseite von der Initiative Gasometer retten

Blockadehaltung der SPD – Klimaschutz durch Enteignung

Auf der weiteren Route wurde die Position der Parteien zur Umsetzung des Volksentscheides kritisiert- die Blockadehaltung der SPD, die Unschlüssigkeit der Grünen und die Gedächtnislücken der CDU, die sich im kommenden Wahlkampf als „Mieterpartei“ inszenieren möchte.   

Auf dem letzten Teil der Strecke ging es darum, wie Vergesellschaftung durch einfachere Möglichkeiten der Sanierung und gemeinschaftliche Verwaltung das Klima schützen kann. Und warum die Enteignung großer Wohnungskonzerne ein explizit feministisches Anliegen ist. 


Initiative 100% Tempelhofer Feld

Die Route endete auf dem Tempelhofer Feld, wo die Initiative „100% Tempelhofer Feld“ verdeutlichte, dass bis heute das Ergebnis des Volksentscheides zu Erhaltung der Freifläche verteidigt werde muss. Das Feld ist nicht nur ein Freiraum für Berliner*innen, sondern für ein gesundes Stadtklima in jeder Hinsicht unverzichtbar.

Bei aller freundlich-heiteren Atmosphäre untereinander waren das Interesse an Informationen und der politische Unmut erkennbar groß. Geeint hat die Vielfalt der Teilnehmer:innen der Wille, sich gegen die Profitgier von Investoren zu stellen, für eine solidarische Stadt zu kämpfen und durch Vergesellschaftung die Stadt zurück in die Hände der Berliner:innen zu bringen.



Umfrage zu Verkäufen und Umwandlungen in Schöneberg

das Thema Wohnungsknappheit, Mietungerechtigkeit und Umwandlung in Eigentum treibt uns um. Wie ist die Lage im Kiez, wieviel Wohnungen sind bereits umgewandelt worden bzw. im Umwandlungsprozess und was bedeutet dies für die Mieter*innen?

Machen Sie mit bei einer kurzen, anonymen Umfrage zum Thema Umwandlung!

Hier geht es zur anonymen Umfrage zum Thema Umwandlung in Schöneberg

Vielen Dank sagt das Kiezpalaver.

Demo zum Tag der Immobilienwirtschaft am 22.06.22

Zum größten Branchentreffen der deutschen Immobilienwirtschaft sind 3000 Immobilien- und Wirtschaftsvertreter:innen zu erwarten. Auch Politik-Prominenz ist dabei, u.a. Christian Lindner, Friedrich Merz, Klara Geywitz, Dr. Volker Wissing.

Zum Motto „Zukunft.Innovation.Antrieb“ hat die Berliner Mieter:innenbewegung einiges beizutragen!
Demonstration am 22.06.2022
Start 16:30 Uhr am Blücherplatz
Kundgebung ca. 17:30 Uhr vor der Station in der Luckenwalder Straße

Housing Action Day – Bestandsaufnahme Schöneberg – 31.03.2022 – 19 Uhr

Das Schöneberger Kiezpalaver* trifft sich seit 2014 regelmässig zum Austausch unter dem Motto „Stoppt den Kiezverkauf“.

Die Aktionswoche zum Housing Action Day** nehmen wir zum Anlass, zu einer Bestandsaufnahme 2022 für Schöneberg einzuladen: Wo droht Verdrängung durch Mietsteigerungen, Verkäufe, Eigenbedarfskündigungen, Abrissdrohungen, Luxusbauten? Wo wird nachverdichtet und Grün zerstört? Kommt zum Kiezpalaver und berichtet, was Euch das Leben in Schöneberg schwer macht. Wir treffen uns am

Donnerstag, 31. März um 19 Uhr
im Nachbarschaftszentrum Steinmetzstraße***
Steinmetzstr. 68, 10783 Berlin

Wir bitten darum, die geltenden Corona-Regeln zu beachten: 3G = genesen, geimpft oder aktuell negativ getestet. Im Raum mit Maske.

*https://stopptdenkiezverkauf.wordpress.com/eine-seite/
**https://www.mietenwahnsinn.info/aktuelles/
***https://www.pfh-berlin.de/de/steinmetz

Geschenke packen für die Menschen in der Kältehilfe Kurmärkische Straße

Wir – Nachbar*innen im Schöneberger Norden – sind sehr froh, dass es in diesem Winter in der Kurmärkischen Straße 1 – 3 im Rahmen der Kältehilfe Übernachtungsmöglichkeiten für 30 obdachlose Menschen (je 15 Frauen und Männer) gibt. Hier finden sie ein Bett, Duschen, Essen und Getränke vor und erhalten bei Bedarf warme Kleidung.

Zu Weihnachten möchten wir jedem Menschen dort eine Geschenktüte von der Nachbarschaft packen und diese gesammelt in der Kältehilfe abgeben. Wir begrüßen alle Nachbar*innen, die dabei mitmachen möchten. Willkommen sind Dinge des täglichen Bedarfs und möglichst haltbar. Vielleicht habt ihr Kontakt zu einem Laden, der etwas beisteuern kann. Oder ihr möchtet selbst etwas kaufen oder basteln. Unten findet ihr auch Kontodaten, falls ihr euch mit einer Geldspende beteiligen möchtet.

Eure Geschenke bringt bitte am Mittwoch, den 22. Dezember 2021 zwischen 15 und 17 Uhr zur Bülowstraße 94. Gerne könnt ihr dort auch etwas verweilen und andere Nachbar*innen treffen. Wir bereiten heiße Getränke vor. Im Haus gelten die 2G Regeln und Maskenpflicht. Auch die weiteren Hygieneregeln halten wir ein.

Wenn ihr Fragen habt, dann wendet euch bitte an info@jaeger-erich.de .

Konto für Geldspenden
IG Potsdamer Straße
DE83430609671217466500
GENODEM1GLS
Betreff: Kältehilfe 2021

Schon jetzt bedanken wir uns bei der Zwölf Apostel Kirchengemeinde und REWE Berliner Brüder in der Kurfürstenstraße für die angekündigte Unterstützung.

Wir freuen euch auf eure Mithilfe, herzliche Grüße aus der und in die Nachbarschaft 

P.S. Übrigens: Wenn ihr warme Kleidung oder Schlafsäcke habt, dann gebt diese bitte direkt in der Notunterkunft ab. Über diesen Link findet ihr alle Informationen https://ib-berlin.de/kaeltehilfe . Geöffnet ist die Einrichtung ab 18.30 Uhr.

Mieter*innen in der Bülowstraße 94/95 und Frobenstraße 4 solidarisieren sich mit Obdachlosen, Sexarbeiterinnen und Drogenabhängigen

Seid Monaten leben die Mieter*innen – alle sind über 60 Jahre und viele krank oder dement – in den Gewobaghäusern Bülowstraße 94/95 und Frobenstraße 4 in desaströsen Verhältnissen. Mal fällt die Heizung aus, mal funktionieren die Fahrstühle nicht oder geben über 12 Stunden einen schrillen Alarmton von sich bevor der Reparaturservice eintrifft.

Mag dies schon unangenehm genug sein, sind ihre Häuser Rückzugsorte für Menschen, die überhaut kein Unterkunft haben. Obdachlose, Sexarbeiterinnen und Drogenabhängige dringen und klingeln sich in das Haus ein, übernachten dort, verrichten ihre Notdurft, setzen sich Spritzen und hinterlassen den Aufenthaltsort in einem katastrophalen Zustand. Ausführliche Informationen gibt es auf der Webseite www.online-jaeger.de

Die Mieter*innen machen nun die Sache der Menschen, die in ihre Privatsphäre eindringen, zu ihrer eigenen. Während die Stiftung Berliner Leben (gehört zur Gewobag) vom 17. – 19. September 2021 das BÜLOW STREET WKND und den Kiez als hippen Kunstort feiert, machen die Mieter*innen und ihre Unterstützer*innen auf die bedürftige Seite derselben Location aufmerksam.

Solidarität mit den schwachen und schwächsten Menschen im Kiez

Wer die Mieter*innen unterstützen möchte kann folgendes tun:

1.) Druckt das Flugblatt aus (download als pdf), verteilt es, klebt es in eure Fenster, Schaufenster und an andere prominente Orte
2.) Macht mit bei den Aktionen am Wochenende. Meldet euch direkt bei Erich Jaeger. Er ist der Hauptorganisator und kann euch sagen, wie wo und wann ihr dabei sein könnt.
0176 – 44652137 – info@jaeger-erich.de

Wir lassen uns den Mund nicht verbieten – Unser zweites Schreiben

Am 29. Juni veröffentlichten wir unseren Offenen Brief an Bezirksstadtrat Jörn Oltmann, den ihr unter diesem Link nachlesen könnt. Anfang Juli haben wir eine Antwort erhalten, die wir heute wie folgt beantworten.

Wir lassen uns den Mund nicht verbieten

Offener Brief an Bezirksstadtrat Jörn Oltmann (Bündnis 90/Die Grünen) in Tempelhof-Schöneberg


Sehr geehrter Herr Oltmann,

vielen Dank für Ihre Antwort vom 2. Juli 2021.

Bedauerlicherweise sind Sie unserer Bitte nicht nachgekommen, uns das avisierte Rechtsgutachten, auf dem Ihre Entscheidungen basieren, zur Verfügung zu stellen. Statt dessen schreiben Sie: „Das Bezirksamt überlässt das Büro der Stadtteilkoordination keinen landesweiten politischen Initiativen zur Nutzung. Dies gilt mit Rücksicht auf den Gleichbehandlungsgrundsatz unabhängig davon, welche politischen Anliegen verfolgt werden und wer diese Anliegen unterstützt. Einen gleichlautenden Grundsatz verfolgt das Bezirksamt auch in der bezirklichen Nutzungs- und Entgeltordnung.“

Diese Datei ist uns nicht zugänglich und wir bitten Sie nun, uns neben dem erwähnten Rechtsgutachten auch die entsprechende Nutzungs- und Entgeldordnung zukommen zu lassen, damit wir diese Schritte nachvollziehen können.

Sie verweisen auf das lokale Aufgabenspektrum des Stadtteilkoordinationsbüros und befinden, die „Aktivitäten der landesweiten Initiative ´Deutsche Wohnen enteignen“ stehen damit nicht im Einklang“.
Wir sehen das anders:
Erstens ist uns wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass die Initiative anders heißt, nämlich „Deutsche Wohnen & Co enteignen“, denn es geht ja nicht ausschließlich um diesen einen Konzern mit diesem Namen, auch wenn das von Gegnern der Initiative gern als Falschmeldung verbreitet wird. Sondern es geht um alle Konzerne, die in Berlin mit mehr als 3.000 Wohnungen an der Börse spekulieren.

Zum andern haben wir uns an unseren Stadtrat nicht als Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ gewandt, sondern als lokale Initiativen, die seit Jahren im Schöneberger Norden vielfältig, unabhängig und engagiert für ein lebendiges Gemeinwesen tätig sind.

Freilich verstehen wir unsere Arbeit in einem Zusammenhang, etwa gemäß dem Motto „global denken, lokal handeln“. Weil wir wissen, dass sich landesweite Rahmenbedingungen lokal auswirken, verstehen wir unsere Arbeit in diesem Fall als Informationsangebot für jede/n Bürger*in im Schöneberger Norden*. Konkret: Ihnen ist sicherlich auch bekannt, dass sich im Schöneberger Norden Objekte befinden, die Immobilienfirmen gehören, die unter „und Co.“ zusammengefasst sind. Insofern wird der erfolgreiche Volksentscheid der Initiative auch direkte Auswirkungen für die Mieterschaft haben, da sich die lokalen Schöneberger Besitzstrukturen ändern werden.

Im übrigen können wir Ihrer Aufforderung, Behauptungen öffentlich richtig zu stellen, nicht nachkommen. Sie schreiben „Den öffentlich geäußerten Vorwurf, dass man Ihnen den „Mund verbieten wolle“, der „Einschüchterung“ oder der „Zensur“ weise ich zurück. Nichts dergleichen haben das Bezirksamt oder ich unternommen.“ Wir können in dieser Hinsicht nichts richtig stellen, weil wir eine andere Sicht auf das Vorgehen von Ihnen und dem Bezirksamt haben. Deshalb verwehren wir uns auch gegen Ihren Ausdruck „Behauptungen“. Wir haben unsere Beobachtungen und Einschätzungen der Vorgänge wiedergegeben, so wie von uns wahrgenommen.

Wir bestehen darauf, die von uns gewünschten Auskünfte zu erhalten:

1. Zustellung des angekündigten Rechtsgutachtens
2. Zugang zu der erwähnten Nutzungs- und Entgeldordnung

Mit freundlichen Grüßen
Kiezpalaver Schöneberg, IG Potsdamer Straße
Berlin, den 29.6.2021

*Mit Schöneberger Norden beziehen wir uns explizit auf das Gebiet des ehemaligen Quartiersmanagements, da wir hier als IG Potsdamer Straße und dem Schöneberger Kiezpalaver vorrangig tätig sind. Gleichwohl erweitern wir unsere Tätigkeiten auch auf die Bezirksregion Schöneberg Nord oder sogar darüber hinaus, wenn wir dies für sinnvoll erachten.

Die Bewohner*innen in dem Gewobag-Objekt Frobenstraße 4, Bülowstraße 94/95 brauchen dringend die Hilfe der Öffentlichkeit

Seit Monaten bemühen sich die Bewohner*innen gemeinsam mit dem Mieterbeirat, die unzumutbaren Zustände im Wohnobjekt „Seniorenwohnung“ der Gewobag Bülowkiez zu lösen. Im Winter waren für mehrere Tage die Wohnungen kalt, bevor die Gewobag die Heizungsanlage reparierte. (Presseberichte hierzu siehe Ende des Posts)

Mitte April 2021 schalteten die Bewohner*innen eine Homepage unter www.online-jaeger.de frei. Seitdem dokumentieren sie dort die Zustände im Haus in Wort und Bild. Die neueste Dokumentation (Datum 18.7.2021) finden Sie hier
http://online-jaeger.de/video/doku_situation_seniorenwohnhaus_stand_18_07_21.mp4

Am 21.04.21 wandten sie sich mit einem Schreiben direkt an die Bezirksbürgermeisterin Frau Schöttler und den Regierenden Bürgermeister Herrn Müller. Vom Regierenden Bürgermeister Herrn Müller, haben sie bis heute keine Antwort erhalten!
Am 19.05.21 erhielten sie eine Email von Bezirksbürgermeisterin Schöttler, in der sie mehrere Terminvorschläge zu einem Videotreffen machte. Diese fand – gemeinsam mit der Gewobag, Vertreter*innen des Mieterbeirates und Hausbewohner*innen – am 6. Juni statt.

In der Videoschalte erklärte Bezirksbürgermeisterin Schöttler den Vertretern der Gewobag, dass neben dem öffentlichen Bereich, die Gewobag für die Zustände im Seniorenwohnhaus verantwortlich ist. Die Gewobag erklärte hierzu, dass sie alles getan habe und aus Kostengründen den geforderten Sicherheitsdienst ablehne. Zum Abschluss wurde ein vor-Ort-Termin in der Bülowstraße für den 15. Juli 2021 vereinbart.

Am 13.07.21 sandten die Hausbewohner*innen folgende Mail an Frau Schöttler und der Gewobag zur Kenntnis:
Sehr geehrte Frau Schöttler,
unsere Wohn und Lebenssituation hat sich nicht verbessert. Details können Sie der aktuellen Dokumentation entnehmen!
https://online-jaeger.de/video/doku_situation_seniorenwohnhaus_stand_13_07_21.mp4
Wir sind es Leid, wie die Verantwortung zwischen Politik und Gewobag hin- und hergeschoben wird.Wie bereits angekündigt, erwarten wir am 15.07.21 eine akzeptable Lösung.
Sollte es keine Lösung geben, können wir nur noch die Öffentlichkeit einschalten und um Hilfe bitten.
Mit freundlichen Grüßen


Während des Vor-Ort-Termins am 15.07.21 von 10:00 – 11:30 im Innenhof des Objektes befanden alle Anwesenden – Bezirksbürgermeisterin Schöttler, Vertreter*innen der Polizei, Vertreter*innen des Mieterbeirates und Hausbewohner*innen – dass die unzumutbaren Zustände im Wohnobjekt „Seniorenwohnung“ der Gewobag nicht zu akzeptieren seien. Dennoch wurde den Bewohner*innen keine Lösung angeboten – weder eine kurz- noch eine langfristige.

Nun gehen die Bewohner*innen an die Öffentlichkeit und bitten auch die Nachbarschaft um Hilfe.
Wir vom Kiezpalaver Schöneberg, der Interessengemeinschaft Potsdamer Straße und dem Quartiersrat Schöneberger Norden unterstützen die Bewohner*innen in ihren Bemühungen, in den eigenen vier Wänden in Ruhe wohnen zu können. Wir sind mit den Bewohner*innen in Kontakt, sprechen mit ihnen über ihre Forderungen und Möglichkeiten der Umsetzung. Der Quartiersrat Schöneberger Norden wird die Bewohner*innen zu ihrer nächsten Sitzung einladen, damit sie ihre Situation selbst beschreiben können. Und wir werden die Nachbarschaft über den Fortgang der Situation auf dem Laufenden halten.

Mit solidarischen Grüßen 
IG Potsdamer Straße, Kiezpalaver Schöneberg, Quartiersrat Schöneberger Norden

Presseberichte

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/av12/video-mieter-frieren-heizung-ausfall-gewobag-schoeneberg.html
https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/gewobag-laesst-mieter-eine-woche-frieren-li.130011
https://www.berliner-kurier.de/berlin/gewobag-laesst-mieter-eine-woche-lang-frieren-li.130047
https://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-ausfall-der-heizung-200-mieter-der-gewobag-frieren-in-ihren-wohnungen/26764086.html

Wir lassen uns den Mund nicht verbieten

Offener Brief an Bezirksstadtrat Jörn Oltmann (Bündnis 90/Die Grünen) in Tempelhof-Schöneberg


Sehr geehrter Herr Oltmann,

das Volksbegehren „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ ist seit Freitag, den 25. Juni 2021 beendet. Die Landeswahlleiterin bestätigte, dass bereits jetzt durch Prüfung die notwendigen gültigen Unterschriften vorliegen. Somit stimmen am 26. September 2021 alle Berliner*innen über den Volksentscheid ab.

Als Mitglieder der Interessengemeinschaft Potsdamer Straße (IGP) und der Initiative Schöneberger Kiezpalaver engagieren wir uns bei der Kampagne „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“. Uns ist es wichtig, im Schöneberger Umfeld mit diesem Anliegen öffentlich präsent zu sein. Wir sammelten Unterschriften, um den Volksentscheid zu ermöglichen. Und wir waren erfreut, dass wir im April und Mai den Stadtraum bei der Stadtteilkoordination in der Pallasstraße 5 für unsere samstäglichen Aktionen nutzen konnten.

Wir waren dann sehr irritiert, als uns plötzlich die Nutzung der Räume untersagt wurde. Die Räume sind der Bezirksamtsabteilung Stadtentwicklung und Bauen (StadtBau), der Sie als Leiter vorstehen, zugeordnet. Das Verbot kam aus dieser Abteilung und wurde uns bisher nur mündlich mitgeteilt. Gleichzeitig wurde uns angekündigt, dass es dazu eine schriftliche Verlautbarung des BA-Rechtsamtes geben würde. Diese haben wir bis dato nicht erhalten.

Ein Vorfall scheint auch in diesem Zusammenhang zu stehen: am Samstag, den 5. Juni 2021 betrat ein Mann die Räumlichkeiten, als sie von der Kampagne genutzt wurden. Er machte Fotos von den Räumen und den Aktiven, verweigerte jedoch auf mehrfaches Nachfragen, sich namentlich vorzustellen. Er gab lediglich an, er sei Bezirksverordneter. Wir wissen inzwischen, dass der Bezirksverordnete ein Mitglied der Fraktion von Bündnis90/Die Grünen in Tempelhof-Schöneberg ist. Sein Verhalten und seine herrische Art empört uns zutiefst.

Als Schöneberger Initiativen wollten wir dann am 15. Juni 2021 beim Tag der Offenen Tür der Stadtteilkoordination unseren Beitrag zum zivilgesellschaftlichen Engagement und unsere Anliegen präsentieren. Dann wurde uns im Rahmen der Vorbereitungen von der Stadtteilkoordination mitgeteilt, wir dürften auf Anordnung der Bezirksamtsabteilung Stadtentwicklung und Bauen (StadtBau) kein Material oder Unterschriftenlisten der Kampagne an unseren Ständen auslegen. Auch dafür wurde uns bis heute keine Begründung mitgeteilt.

Warum uns dieses Vorgehen beunruhigt?
Die Kampagne „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ ist ein vom Senat genehmigtes, demokratisches und vom Landesvorstand der Grünen befürwortetes Volksbegehren mit anschließendem Volksentscheid. Wir sind engagierte Bürger*innen, die parteilich ungebunden seit Jahren im Kiez als lokale Initiativen für ein lebendiges soziales Gemeinwesen einsetzen.

Die oben skizzierte informelle Einschüchterung und Zensur in mehreren Schritten bis hin zur Vorschrift für unsere Standauslagen ist für uns eine autoritäre Entwicklung durch das Bezirksamt, die wir nicht unkommentiert hinnehmen möchten.

Wir wissen bisher nicht, auf welcher rechtlichen Grundlage die Verbote erfolgten und ersuchen Sie, uns die Begründungen für die vom Bezirk vorgegebenen Einschränkungen und auch das Rechtsgutachten zeitnah zukommen zu lassen.

Wir werden uns auch in Zukunft als Bürger*innnen hier in Schöneberg beteiligen und unsere Anliegen auf Stadtteilfesten und anderen öffentlichen Veranstaltung sowie im öffentlichen Raum kritisch und politisch kontrovers vertreten. Wir lassen uns den Mund nicht verbieten.


Berlin, den 29.6.2021

Kiezpalaver Schöneberg, IG Potsdamer Straße

Der Offene Brief an Bezirksstadtrat Jörn Oltmann als pdf-download