Pressemitteilung Berlin, 19.06.2021
Demonstration gegen BVV-Beschluss zur Gasometer-Bebauung
Bürgerinitiative protestiert am 23. Juni 2021 vor dem Rathaus Schöneberg gegen Bebauungspläne, die den Denkmalschutz ignorieren
Zu einer Protestkundgebung gegen den geplanten BVV-Beschluss zur Bebauung des Schöneberger Gasometers ruft die Bürgerinitiative „Gasometer retten!“ für Mittwoch, den 23. Juni 2021, um 16:15 Uhr vor dem Rathaus Schöneberg (John.-F.-Kennedy-Platz) auf.

Bei der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), die um 17:00 Uhr beginnt, soll über die Planreife für das Vorhaben entschieden werden, das europaweit einzigartige Industriedenkmal fast vollständig zu bebauen. Die Bürgerinitiative fordert, dass beim Bau des geplanten Büroturms im Inneren des Gasometers, wie vom Landesdenkmalamt vorgegeben, die beiden oberen Felder des Stahlgerüsts der stadtbildprägenden Landmarke frei bleiben.
Hintergrund der Demonstration sind die Pläne des Gasometer-Eigentümers und EUREFInvestors Reinhard Müller, den Innenbereich des Industriedenkmals höher zu bebauen, als dies vom Denkmalschutz genehmigt wurde. Diese Pläne haben die Kritik von Denkmalschützer*innen und Anwohner*innen hervorgerufen. Die On- und Offline-Petition „Gasometer retten!“ wurde von mehr als 11.000 Menschen unterzeichnet (www.change.org/gasometer).
In seiner Stellungnahme zum aktuellen Bebauungsplanverfahren hat das Landesdenkmalamt bekräftigt, dass es bereits der bislang vorgesehenen Bebauungshöhe im Jahr 2010 nur „unter Zurückstellung erheblicher denkmalpflegerischer Bedenken“ zugestimmt habe und eine „höhere Bebauung die stadtbildprägende Wirkung und die Ablesbarkeit der technischen Konstruktion des Gasometergerüsts erheblich beeinträchtigen würde“.
Zuletzt haben sich auch internationale Fachorganisationen des Denkmalschutzes wie das Deutsche Nationalkomitee von ICOMOS (International Council on Monuments and Sites) und das Internationale Komitee zur Erhaltung des industriellen Erbes (TICCIH) in einem eindringlichen Appell für die denkmalgerechte Begrenzung der Gasometer-Bebauung eingesetzt. Die beiden Fachberatungsnetzwerke der UNESCO mahnen die Bezirksverordneten: „Bedenken Sie bitte, welche historische Verantwortung Sie mit Ihrem Beschluss über den Bebauungsplan 7-29 tragen“ und warnen, dass mit einer fast vollständigen Bebauung „die Authentizität dieses industriellen Denkmals“ vernichtet würde.
Das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg und der federführende Baustadtrat Jörn Oltmann (Bündnis 90/Die Grünen), einst selbst heftiger Kritiker der Pläne des EUREF-Investors, haben einer Änderung des Bebauungsplanentwurfs und einer höhere Bebauung bereits zugestimmt (Drucksache 1876/XX vom 08.09.2020). Die endgültige Entscheidung soll nun in der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg fallen.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an: Bürgerinitiative „Gasometer retten!“, c/o Johannes Zerger, 0160-97736669, gasometer-retten@web.de, www.gasometer-retten.de